Für die Erkundung von Montmartre hatte ich eigentlich eine private Führung geplant. Auf deutsch. Da gibt es nicht ganz so viele Anbieter. Aber der Anbieter, den ich mir ausgesucht hatte, hatte genau an diesem Tag keine freien Kapazitäten mehr. Tja…so kann’s gehen. Also habe ich mir die 120 Euro für die Führung gespart und mit Hilfe von Wikipedia & Co. meinen eigenen Rundgang durch das Künstlerviertel Montmartre ausgearbeitet. Ich muss aber schon mal vorweg nehmen, dass ich nicht ganz so viele Fotos gemacht habe, weil ich ja eben unser „Guide“ war. Daher wird dieser Artikel doch eher textlastig sein. Sorry…
Werbung Mittlerweile weiß ich aber, dass ich auch über Get your Guide einen privaten Rundgang durch das Künstlerviertel Montmartre * hätte buchen können. Es gibt sogar einen 2-stündigen Rundgang auf Deutsch.
Montmartre – die berühmteste Mühle der Welt
Ok…wir starten vorm Moulin Rouge, eines der bekanntesten Cabarets der Welt. Wir wissen ja…leicht bekleidete Mädels (sehr leicht bekleidet) schwingen hier die Beine. Jeden Abend finden zwei große Shows statt und die sind auch so gut wie immer bis auf den letzten Platz ausgebucht. Es befindet sich auf dem Boulevard de Clichy und ist durch seine rote Mühle unverkennbar. Wir haben auf unserem Rundgang die Geschichte des Moulin Rouge nur ganz kurz gestreift, weil meine Nichte dabei war. Die fand aber den Luftschacht der Metro gegenüber eh viel spannender. Der ist aktuell nicht ganz ungefährlich, weil das Abdeckgitter ein Loch hat, das nur notdürftig abgesperrt wurde. Aber nichts desto trotz kann man auch am Rand – wenn denn die Metro unten drunter vorbei fährt – wunderbar Schals, Jacken und Haare fliegen lassen.
Feinschmecker lieben die Rue Lepic
Danach ging’s dann die Rue Lepic hoch – und die ist echt steil. Oben angekommen – mit Schnappatmung – gibt’s einen tollen Fischhändler mit frischer Auslage. In der Rue Lepic Nr. 54 (die Rue Lepic macht einen Bogen und geht dann links weiter den Berg hoch) hat von 1886 bis 1888 Vincent van Gogh gelebt. Natürlich gibt’s hier nicht nur frischen Fisch, sondern auch Cafés, Weinhändler, Käse, Bäckereien (und auch eine Apotheke, in der man Zahnbürsten kaufen kann ;-)).
Montmartre – Place de Abbesses
An dem Fischhändler rechts ab geht’s zum Place de Abbesses. Hier stand früher ein Benediktiner-Kloster, das nach der Revolution Stein für Stein abgebaut wurde. Der Platz wurde nach der letzten Äbtissin des Klosters benannt. Und es wird doch mal wieder Zeit für eine Kirche. Direkt am Platz steht die Kirche Saint-Jean-de-Montmartre. Sie wurde zwischen 1894 und 1904 erbaut und ist eine der zwei Pfarrkirchen Montmartes. Schaut aus wie eine ganz normale Kirche, ist aber wohl aus Stahlbeton gebaut und mit Ziegeln verkleidet. Das Innere…hmmm…hat für mich jetzt nicht wirklich was von einer Kirche. Aber Geschmack ist ja zum Glück eine ganz subjektive Geschichte.
Ein weiterer Punkt auf unserer Montmartre-Liste ist die „Mur des j’taime“, eine große Wand mit dem Schriftzug „Ich liebe Dich“ in 300 verschiedenen Sprachen und Dialekten. Wir haben einige deutsche Dialekte gefunden, z.B. bayerisch und berlinerisch. Als ich den Rundgang geplant hatte, war ich mir nicht sicher, ob die Welt dieses Kunstwerk gebraucht hat. Aber jetzt fand ich die Wand schon ziemlich…interessant.
Montmartre – Le Bateau Lavoir
Um von diesem kleinen Park zu unserem nächsten Programmpunkt zu kommen – Le Bateau Lavoir – mussten wir hinten aus dem Park rausgehen. Es schaut ganz unscheinbar aus, aber da gibt’s wirklich einen hinteren Ausgang. Dann ging’s die Treppe hoch und durch Hinterhöfe – es sah so gar nicht öffentlich aus, ich hatte das Gefühl, dass wir über private Terrassen laufen – und als wir dann wieder auf der Straße waren, war da nicht ein Mensch zu sehen. Keine Touris – außer uns natürlich – weit und breit.
Und dann sind wir auch nur mehr zufällig auf das „Waschschiff“ gestoßen. Waschschiff deshalb, weil ein deutscher Maler meinte, das Haus sehe aus wie eines der Schiffe auf der Seine, auf denen die Waschfrauen ihre Wäsche gewaschen haben. Picasso lebte hier von 1904 bis 1909 mit seinem Hund. 1970 ist das Gebäude abgebrannt, wurde aber 1978 wieder aufgebaut. Heute sind 25 Künstlerateliers untergebracht. Die Fassade – nach dem Brand rekonstruiert – schaut immer noch aus wie früher.
Die Mühlen von Montmartre
Wenn wir uns dann links halten und immer schön weiter den Berg hochlaufen, erreichen wir Le Moulin Radet und Moulin Blute Fin. Von den damals 30 Mühlen auf dem Hügel sind heute wirklich nur noch diese beiden übrig geblieben. Moulin Radet wurde im Jahr 1717 gebaut, Moulin Blute Fin sogar noch früher, im Jahr 1622. Beide Mühlen gehören wohl zur Moulin de la Galette, die heute ein Restaurant ist. Ich war jetzt zwar da, aber ich hab das mit den Mühlen nicht so ganz durchschaut. Wirklich gesehen habe ich das Restaurant Moulin de la Galette mit einer Mühle oben drauf. Vielleicht wisst Ihr da ja mehr…?
Der nächste Punkt ist der Place Marcel Aymé. Wir wissen ja, dass Montmartre das Künstlerviertel ist. Da liegt es nahe, dass im Stadtbild auch die ein oder andere Skultpur zu finden ist. Hier gibt’s einen Mann zu bestaunen, der aus der Wand steigt. Obwohl es auch so ausschaut, als wäre er teilweise in der Wand gefangen. Marcel Aymé war ein bekannter französischer Romanautor, der 1967 gestorben ist. Diese Skulptur erinnert an seinen Film „La passe-muraille“ mit Heinz Rühmann.
Montmartre und die Impressionisten
In der Rue des Saules 22 steht das berühmt-berüchtigte „Au Lapin Agile“. Um dort hinzukommen, muss man leider wieder ein wenig bergab gehen. Was ja bedeutet, dass man es später wieder hoch gehen muss. Aber da muss man dann leider durch. Nun aber zurück zum Thema…vor der Eingemeindung Montmartes stand hier auch schon ein Lokal, das damals noch übersetzt hieß: „Zum Treffpunkt der Diebe“. Da ist es wieder…dieses Anrüchige von Montmartre. Kein ganz so toller Name, war bestimmt eine Spelunke. Der heutige Name heißt übersetzt „zum flinken Kaninchen“. Das Bild – also das Logo – zeigt ein Kaninchen, das flink aus der Pfanne hüpft.
Früher – so um 1900 – waren hier viele Künstler zu Gast. Einer von ihnen war Picasso. Picasso war damals Stammkunde und 1905 hat er dann ein Bild mit dem Namen „Au Lapin Agile“ gemalt. Ein Selbstporträt mit dem Betreiber des Lokals im Hintergrund. Dieses Gemälde hing dann dort bis 1912 an der Wald, bis es dann mal für 20 Mio. Dollar verkauft wurde und dann noch mal für sage und schreibe 40,7 Mio. Dollar versteigert wurde. Heute hängt es im Metropolitan Museum of Art in NEW YORK!!!!
Ein Weinberg in Paris
Wer rechnet denn damit, hier einen kleinen Weinberg vorzufinden. Hinter Sacre Coeur, in der Rue Cortot, liegt das Weingut „Le Clos“. Dort wird seit dem 12. Jahrhundert Wein angebaut. Heute werden pro Jahr etwa 1.000 Flaschen (27 verschiedene Rebsorten auf 1.556 qm Fläche) gekeltert, die dann für teures Geld (zwischen 40 und 50 Euro für einen halben Liter) für den guten Zweck verkauft werden. Auf dem Weinfest im Oktober – nach den Monaten der Weinlese – werden dann an etwa 120 Ständen französische Spezialitäten, wie Käse, Austern, Schnecken und was weiß ich nicht noch alles, zum Probieren angeboten. Dort kann man dann auch den Montmartre-Wein verkosten und kaufen.
Sacre Coeur – die Zuckerbäcker-Kirche
Man sieht sie immer schon mal durch die Häuser durchblitzen: Sacre Coeur. Und sie schaut so ganz anders aus als die ganzen anderen Kirchen und Paläste in Paris. Eine römisch-katholische Kirche im neobyzantischen Stil. Wow… Ich komme ja aus Köln und habe mir so gedacht, dass die Kölner den Dom doch aus diesem Stein hätten bauen können. Sacre Coeur ist aus weißem Travertin gebaut und der wird NICHT dunkel, sondern bleibt immer schön weiß.
Auf Instagram und Pinterest bin ich immer wieder über ein ganz besonderes Foto von Montmartre gestolpert. Es zeigt ein rotes Mehrfamilienhaus im typischen französischen Stil. Davor ist eine grüne Wiese und es schaut tatsächlich so aus, als würde dieses Haus im Boden versinken. Ich war begeistert und wußte, dass ich, wenn ich in Montmartre bin, auf jeden Fall dieses Haus finden muss. Ich konnte mir ja fast schon denken, dass die Fotos bearbeitet sein müssten, weil ganz – ganz ehrlich – ein Haus kann doch nicht im Boden versinken…wo gibt’s denn sowas? Aber seht selbst:
Zu Guter Letzt ging es dann noch kurz zum Place du Tertre. Das ganze Jahr über befinden sich hier zahlreiche Maler und Portraitisten, die ihre Werke ausstellen und verkaufen. Alle Künstler, die hier ihre Staffeleien aufstellen, besitzen eine kostenpflichtige Erlaubnis, die Jahr für Jahr von der Stadt erneuert werden muss. Mir ist aber aufgefallen, dass der Platz selbst mit Gastronomie belegt ist. Die Künstler stehen dann rundherum. Ich meine, das war bei meinem letzten Besuch in Paris – ist allerdings schon Jahre her – noch anders.
Im Netz habe ich auch gelesen, dass aktuell wohl etwa 300 Maler bzw. Künstler auf dem Place du Tertre arbeiten, aber ich weiß nicht, wo die gewesen sein sollen. Allerdings ist die Qualität der Werke echt hochwertig. Da war ich auch überrascht.
Abschließend dann noch eine kleine Anmerkung…der mit Sternchen * gekennzeichnete Link ist ein Affiliate-Link. Wenn Ihr den Rundgang durch Montmartre über diesen Link bucht, dann bekomme ich eine kleine Provision. Für Euch ändert das an dem Preis der Führung aber nichts.