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Spaziergang durchs Treppenviertel von Blankenese6 Minuten Lesezeit

Blick auf Blankenese

Stufen über Stufen…ich hab ja schon so einiges über das Treppenviertel in Blankenese gehört, aber ich war tatsächlich noch nie dort. Mein letzter Besuch in Blankenese selbst ist schon eine gefühlte Ewigkeit her und damals war ich nur am Strand.

5.000 Stufen im Treppenviertel von Blankenese

Dieses Mal musste ich einfach das Treppenviertel erkunden. Ich hab dafür extra eine Nacht in Hamburg angehängt, damit auch genügend Zeit für Blankenese bleibt. Und ich hatte sogar Gesellschaft: meine Eltern sind mit mir zusammen kreuz und quer auf und ab unzählige Treppenstufen abgelaufen.

Alle Stufen werden es nicht gewesen sein, denn insgesamt sind es doch 5.000. Sagt man. Die längste Treppe heißt Rutsch. Bezeichnender Name für eine Treppe…Und sie hat 170 Stufen. Wir sind eine irre lange Treppe hochgelaufen, aber der Rutsch war es nicht. Dummerweise geht’s nicht immer nur bergab. Auf meinem Plan lag auch der Süllberg, ganze 72 Meter hoch (der Bayer mag es lächerlich finden, aber in Treppenstufen sind 72 Meter ganz schön anstrengend).

Wie kommt man nach Blankenese?

Unser Sonntag beginnt damit, herauszufinden, wie wir am besten nach Blankenese kommen. Im Normalfall ist das die S1, die aber leider gerade an diesem Sonntag NICHT fährt. Aber es gibt Schienen-Ersatzverkehr. Es fährt also ein Bus, der Schnellbus 36. Für solche Fälle lohnt es, sich die App der Hamburger Verkehrsbetriebe HVV zu installieren.

Die Fahrt mit dem Bus macht sogar Spaß, weil man zusätzlich noch eine Stadtrundfahrt durch das Villenviertel an der Elbchaussee bekommt. Wir sind am Rathaus von Altona vorbeigefahren und dann die Elbchaussee im Stadtteil Nienstedten entlang. Und da stehen vielleicht Anwesen. Von der Straßenseite sehen die schon imposant aus, wie schaut das dann erst von der Wasserseite aus?

 

Endstation war dann am Bahnhof von Blankenese, dem ältesten Bahnhof von ganz Hamburg. Hätten wir uns vielleicht anschauen müssen, hab ich aber in dem Moment gar nicht dran gedacht. Ich wollte nur schnellstmöglich ins Treppenviertel. Es ging erst mal ein bisschen noch die Hauptstraße entlang; es gibt einen Bäcker, einen Blumenladen und noch einige Geschäfte mehr. Am Sonntagmorgen war nicht allzu viel los.

Zumal wir auch nicht das beste Wetter hatten. Es gibt in diesem Sommer ein einziges kühles Wochenende und genau an diesem Wochenende fahren wir nach Hamburg. Perfektes Timing! Ein Wochenende vorher hole ich mir bei 40 Grad fast noch einen Sonnenstich und nur ein paar Tage später bereue ich schon, keine dicke Jacke eingepackt zu haben. Es ist kühl, nass und grau in grau. Und nur ein paar Tage später ist auch in Hamburg wieder Sommer. Aber zum Glück kann man das Wetter nicht beeinflussen. Auch wenn man das als Kind immer wieder erzählt bekommt…von wegen, Teller nicht leer gegessen…Doch: es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.

Auf und ab im Treppenviertel Blankenese

Nach ein paar Metern auf der Hauptstraße geht’s dann links ab in Richtung Treppenviertel. Ziel ist die erste Treppe Steiler Weg. Dafür müsst Ihr dann erst mal in Richtung Hessepark laufen und dann über die Straße Am Kiekeberg weiter bis zum Anfang der ersten Treppe. Der Hessepark ist eine gepflegte Grünfläche mit einem Landhaus, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht und nicht öffentlich zu besichtigen ist. Am Kiekeberg ist übrigens wirklich zum Kieken. Die Häuser sind extrem in den Hang gebaut; das schaut manchmal schon abenteuerlich aus. Das würde mich ja mal im Winter bei Schnee interessieren. Aber bei Schnee braucht man im kompletten Treppenviertel Spikes.

 

Vom Steilen Weg geht’s dann rechts ab auf Op’n Kamp – die nächste Treppe – oder Ihr lauft weiter bis zur Hauptstraße. Dann müsst Ihr aber auf die „Bergziegen“ achten, wenn Ihr unten an der Hauptstraße ankommt. Wieso Bergziegen? Das sind Minibusse, die in den engen Straßen von Blankenese fahren. Ein Bus in normaler Größe passt da nicht durch die Straßen. Ich bin vor Jahren auch mal mit einer Bergziege gefahren und das ist schon ein Erlebnis. Vor allem im Sommer, wenn es schön heiß ist und die Fahrgäste so vor sich hin transpirieren…dann vielleicht doch lieber laufen.

Auf der Hauptstraße rechts halten, dann auf Brandts Weg abbiegen. Stellenweise schaut es schon so aus, als wäre das nur ein Trampelpfad oder vielleicht doch ein Privatgrundstück? Hier sind wir doch falsch, oder? Aus Neugier sind wir dann doch einfach weitergelaufen und siehe da…irgendwann kam dann auch das „Straßenschild“. Einmal hatten wir auch „Hilfe“. Die Anwohner sind an Touristen gewöhnt und helfen gerne weiter. Als uns der wirklich schmale Weg, der uns quasi direkt durch die Küche eines Hauses führte, doch komisch vorkam, hat uns die Dame aber beruhigt und gesagt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Auch wenn es gar nicht so aussieht…

 

Von Brandts Weg auf Krögers Treppe bis Lange Straße. Dort kurz nach rechts gehen, um dann wieder links auf die Bornholds Treppe zu stoßen. Diese Treppe hat es in sich. Die ist ganz schön lang und es ging aufwärts, weil ich mir ja in den Kopf gesetzt hatte, dass ich in Hamburg Bergsteigen muss. Wenn schon nicht in Bayern, dann aber doch in Hamburg.

Bergsteigen in Hamburg – Treppenviertel und Süllberg

Die Bornholds Treppe führt auf den Süllberg. Ihr müsst dann noch ein paar Meter auf der Süllbergsterrasse laufen und das letzte steile Stück hoch zum Hotel und Restaurant Seven Seas überwinden. Dann habt Ihr auch den höchsten Punkt Hamburgs erreicht…und einen tollen Blick auf die Elbe. Auf den Süllberg kommt Ihr auch mit dem Auto, es gibt sogar ein Parkhaus. Aber mit dem Auto ist’s ja nicht dasselbe.

 

Runter in Richtung Elbe ging es dann doch eher auf direktem Weg. Wir sind dann die Treppe Krumdal runter gelaufen und kamen an einer ganz kleinen Pension vorbei. Mir ist nur der Name aufgefallen: Lütthüs. Ich kann Euch nicht sagen, wie es ist, aber die Lage direkt an der Elbe ist schon nett. Unten standen wir dann auf dem Strandweg, mehr oder weniger direkt gegenüber dem Leuchtturm Unterfeuer.

Schiffswracks in der Elbe – Falkensteiner Ufer

Zwischen Unterfeuer und Oberfeuer liegt das Falkensteiner Ufer. Und dort befinden sich die beiden Schiffswracks. Ja, Ihr lest richtig. In der Elbe vor Blankenese liegen tatsächlich zwei Schiffswracks. Eines ist das kollidierte und gesunkene Binnenschiff Uwe, das in zwei Teile gebrochen ist und das Heck wirklich ein wenig wie das Heck der Titanic aussieht. Und bei Ebbe ragen die Wracks aus dem Wasser. Unglaublich!

gesunkenes Binnenschiff "Uwe"

Ich muss gestehen, wir haben nur das Heck von Uwe gesehen. Und auch nur von weitem. Ich habe ein Foto vom Leuchtturm aus gemacht. Das Wetter lud jetzt nicht unbedingt zum Flanieren an der Elbe ein und wir waren auch von den ganzen Treppen ziemlich platt. Ich bin an dem Tag ungelogen 21 „Stockwerke“ gestiegen. Aber nur knapp 20.000 Schritte gegangen.   

Blankenese ist ja ein Stadtteil von Hamburg, aber Hamburg ist doch sehr weit weg. Man bleibt unter sich und auch wenn man in Blankenese geboren wurde, heißt es noch lange nicht, dass man auch dazu gehört. Dafür muss man schon auf mehrere Generationen in Blankenese zurückblicken können. Dazu kommt noch die Tatsache, dass die Hanglage extremst teuer ist. Wer hier ein Haus baut oder renoviert, muss tief in die Tasche greifen. 

 

Noch mal kurz zum Treppenviertel. Das heißt ja nicht umsonst Treppenviertel. Da gibt’s wirklich nur Treppen, ganz schmale Wege und eine tolle Aussicht. Das ist sozusagen autofreies Gebiet. Jeder Einkauf und jede Lieferung muss über die Treppen zum Haus geschafft werden. Ich hab mir das mal mit einer Waschmaschine vorgestellt. Die sind ja schon von Haus aus sehr schwer. Und die dann zum Beispiel über die Bornholms Treppe zu schleppen…Hut ab vor den Lieferanten. Wenn das mal nicht einen Zuschlag kostet.

Facts über Hamburg-Blankenese

Aber warum heißt Blankenese überhaupt Blankenese? Eine Geschichte besagt, dass Blankenese übersetzt „glänzende Nase“ heißt. Und das wäre auf eine Landzunge zurückzuführen, die wie eine Nase aus der Elbe ragt. Und glänzend deswegen, weil diese Landzunge bei Flut immer überspült wird und bei Ebbe der glänzende Sand zu sehen ist. Deshalb glänzende Nase. Ihr braucht aber diese Landzunge nicht zu suchen, da sie bei einer Sturmflut vor vielen Jahren weggespült wurde.

Blankenese = Fisch. Ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass das Viertel einmal dänisch war und eine der größten Fischfangflotten Dänemarks hatte. Wenn Ihr in Blankenese gut Fisch essen möchtet, dann kann ich Euch den FISCHclub empfehlen. Schaut von außen relativ bescheiden aus, ist von innen mediterran modern und das Essen…lecker.

Wir haben das Restaurant auch nur durch Zufall entdeckt. Es liegt direkt auf dem Fähranleger, auf einem Ponton und bewegt sich mit dem Wasser. Wer schnell seekrank wird, für den ist das vielleicht nichts. Bei mir gab’s ein Matjes-Tatar in einer Kräuter-Gazpacho. Volles Risiko für mich, weil ich gar nicht der Matjes-Fan bin. Aber es war richtig lecker.

Mit der Fähre von Blankenese in Richtung Landungsbrücken

Aber warum waren wir überhaupt auf dem Fähranleger? Nach Blankenese sind wir ja mit dem Bus gefahren und wir hätten auch wieder zurück mit dem Bus fahren können. Allerdings hatten wir uns ein wenig Abwechslung gewünscht und wollten mit der Fähre zurück nach Hamburg fahren.

Jetzt ist das leider keine Hadag-Fähre, die man mit einem normalen HVV-Ticket nutzen kann. Aber immerhin gibt es wieder eine Fähre zwischen Hamburg-Landungsbrücken und Blankenese. Denn die Schiffe von HanseFerry sind erst seit kurzer Zeit wieder unterwegs. Und es gibt auch gleich noch ein paar Erklärungen, was man denn links und rechts der Elbe so sehen kann.

FRS HanseFerry | Landungsbrücken St. Pauli – Blankenese | Fähre, Hop-on/Hop-off, kleine Hafenrundfahrt

Und so haben wir die Villen der Elbchaussee noch mal von der Wasserseite gesehen, ebenso das Airbus-Gelände in Finkenwerder, die Tanzenden Türme an der Feldstraße und natürlich die Elbphilharmonie, das neue Wahrzeichen der Hansestadt Hamburg. Ich steh total auf das neue Bürogebäude Dockland, das von der Seite wirklich wie eine Yacht aussieht. Man kann dem „Boot“ über diverse Treppen aufs Dach steigen, aber dazu hat meine Zeit in Hamburg leider nicht gereicht. Aber schaut Euch die Fotos an…das sieht doch wirklich wie ein Motorboot aus. Sogar mit Dachterrasse auf der Flybridge.

 

Für den, der es sich mal anschauen möchte: Van-der-Smissen-Str. 9, Altona, Elbufer | Hadag-Fähre Linie 62, Haltestelle Fischereihafen | S 1 und S 3 Haltestelle Bahnhof Altona | Bus 111 Haltestelle Fährterminal Altona

Dazu gab es noch einen kleinen Abstecher in den Hamburger Hafen, bevor die Fähre dann an Landungsbrücken wieder angelegt hat. Die Fahrt hat ungefähr eine Stunde gedauert und war ein schöner Abschluss eines tollen Tages.

 Der Text enthält ein wenig unbezahlte Werbung

 

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