London kennt jeder, aber Englands zweitgrößte Stadt Birmingham kennt niemand. Mir ging es da nicht anders. Vor gut 10 Jahren mal kurz durchgefahren, war’s das schon mit meiner Birmingham-Erfahrung.
Also gönne ich mir, um meinen Urlaub stressfreier zu beginnen, eine Nacht in einem Hotel am Brindleyplace. Das Hotel wirkt schon ein wenig abgegriffen, obwohl es ja noch gar nicht so alt ist. Es mag aber vielleicht auch an dem Zimmer liegen…vielleicht auch an der nicht vorhandenen Größe des Zimmers. Aber egal…für eine Nacht reicht es. Hätte ich mich dort für länger eingemietet, hätte ich bestimmt schon bald eine Zwangsneurose entwickelt. Im Bad war Umdrehen nicht möglich, vorwärts rein, rückwärts wieder raus. Mehr ging nicht :-)
England ist ja mal richtig teuer…also will ich ein bißchen Geld sparen und fahre vom Flughafen mit dem Zug in die Stadt. Das letzte Stück vom Bahnhof geh ich dann zu Fuß zum Hotel. Auf dem Plan sah es nicht wirklich weit aus. Ist zu schaffen, denke ich. Und ich bin auch (normalerweise) ziemlich gut in Orientierungsdingen. Aber dieses Mal…mein Navi hat mich kreuz und quer geschickt, aber dem Hotel kam ich nicht wirklich näher. Der Weg ist eigentlich ganz einfach, wenn man ihn denn kennt :-). Nach ein bißchen im Kreis laufen, entscheide ich mich dann doch lieber fürs Taxi. Der Fahrer war not amused und ich durfte für den kurzen Weg dann trotzdem noch 9 Pfund zahlen :-(
Ich will ja gar nicht meckern, aber unsere Taxifahrer sind definitv kundenfreundlicher. Sie steigen aus und helfen mit dem Gepäck. Ich muss gestehen, ich hab ein bißchen geschimpft. Aber ich kann davon ausgehen, dass er mich nicht verstanden hat. Aber beim Aussteigen hat er mir dann doch geholfen. Ich bin zufrieden ;-).
Moderne Architektur und Kunst in Birmingham
Die Lage des Hotels ist super…vor allem für Architektur-Fans wie mich. Es liegt im Viertel Brindleyplace, das etwa ab 1995 auf einem alten Fabrikgelände erschaffen wurde. 1970 wurden dort die letzten Fabriken geschlossen und nach und nach verfiel das Gelände zusehends. Da der Kanal mitten durch das Gebiet führt, hat man sich dann entschlossen, das Gelände neu zu bewirtschaften. Und so wurden dort moderne Neubauten errichtet und alte Gebäude liebevoll saniert. In einer ehemaligen viktorianischen Schule ist heute die bekannte Ikon Gallery untergebracht. Ich habe endlos viele Fotos gemacht…
Am Morgen genieße ich dann im Hotel das Frühstück…andere Länder, andere Sitten. Hier gibt es englisches Frühstück in Reinkultur. Mir wird schon beim Hinsehen ein wenig übel: ein riesiger Teller mit Würstchen, Eiern, Bohnen, viel Tomatensauce und dazu noch Ketchup. Dazu der unvermeidliche Toast. Während sich die Schlange am Toaster stetig verlängert, hab ich das kleine weiße Baguette exklusiv für mich alleine. Zugeständnis an Rest-Europa: etwas Margarine und Frischkäse. Andere Dinge, die beim Frühstück eines Hotels der gehobenen Klasse normalerweise Standard sind, habe ich vermisst: Wurst, Käse, Lachs, frische Säfte… Aber den Briten schmeckt’s. Ich habe eh kaum andere Sprachen als englisch gehört.
Vielleicht gehen die Hotelgäste ja alle zum Konzert von Blondie. Ich war mir ja erst nicht sicher…ist sie’s oder ist sie’s nicht. Ich bin jetzt nicht unbedingt ein Fan von Debbie Harry, aber eingereiht in die ganzen Normalsterblichen am Flughafen in München, kam sie mir auch ganz normal vor. Keine Sonderbehandlung für den Pop-Star. Sie fuhr – wie alle anderen auch – mit dem Bus über’s Rollfeld zum Flieger und stand dabei zufällig neben mir.