Ich denke, Ihr habt mittlerweile schon gemerkt, dass ich ein großer Fan von Rotterdams Innenstadt bin. Sie ist so anders als die anderen Städte in Holland. Ganz ehrlich…welches Bild haben wir, wenn wir an Holland denken? Grachten, schmale Stadthäuser dicht an dicht in den engen Straßen, Hausboote, Käse und natürlich ganz viele Fahrräder. Jetzt blenden wir das typische Holland mal aus und schauen uns Rotterdam an: eine Hafenstadt. Kaum Grachten, kaum schmale Stadthäuser, kaum Hausboote. Dafür aber Käse und ganz viele Fahrräder. Und Architektur…ganz viel moderne Architektur.
Moderne Architektur in Rotterdams Innenstadt
An meinem zweiten Tag in Rotterdam stand die Erasmusbrücke und Kop van Zuid auf dem Plan. Früh aufgestanden, um die Stadt quasi vor dem Aufwachen zu erleben, bin ich nicht wirklich, aber ich hab ja Urlaub :-). Gegen 08:30 bin ich dann los, auf der Suche nach meinem Pseudo-Frühstück. Ich bin ja nicht der Frühstücker, aber ein Brötchen auf die Hand wäre schon schön gewesen. Aber wie ich halt so bin…in der Hinsicht nicht wirklich entscheidungsfreudig. Ich bin an so vielen Cafés vorbeigelaufen, hab in die Fenster geschaut und bin – natürlich – weitergelaufen. Hinsetzen wollte ich mich nicht und auf die Hand gab’s irgendwie nichts. Also war mein Plan, dass ich mir etwas in der Markthalle hole. Aber…kaum zu glauben…die macht doch tatsächlich erst um 10:00 Uhr auf!!!!
Ich hab ja in meinem letzten Post schon ein bißchen über die Markthalle erzählt. Und auch wenn ich meine, dass die schönen Läden mittlerweile weg sind, hatte ich jetzt ja doch genügend Zeit, die Halle zu erkunden. Und ich habe dort bei Madame Cocos die weltbeste Kokosmakrone gegessen. Ist das nicht lustig, dass es einen Marktstand gibt, auf dem man Kokosmakronen kaufen kann? Und das sind nicht so kleine Dinger, wie wir sie Weihnachten selbst backen. Sondern richtig große Ballen. In verschiedenen Geschmacksrichtungen, mit Rum und Rosinen und Rum-Rosinen und Schokolade und vielem mehr. Für mich gab’s das Original ohne jeden Schnickschnack. Allerdings noch warm frisch aus dem Ofen….sooooo lecker.
Dann geht’s mal los in Richtung Kop van Zuid. Vom Hotel CitizenM Rotterdam am Oude Haven ging ich dann erstmal in Richtung Wijnhaven. Dort liegt eines der schwimmenden Hotels. Wir sind ja in Holland, da muss es dann auch Hausboot-Hotels geben. Drei Sterne und bestimmt mal was anderes, aber ich geb’s zu, ich bin verwöhnt und möchte schon gerne 4 Sterne haben. Dieses ganze Hafengebiet gehört zum Maritiem Museum Rotterdam am Leuvehaven. Highlights sind auf jeden Fall die alten Schiffe und die Pontonbrücke, die mit Muskelkraft bewegt werden muss.
Vielleicht kennt Ihr ja den Museumshafen Övelgönne in Hamburg. Ungefähr so ist das in Rotterdam auch. Nur das dort noch ein Museumsbau angeschlossen ist. Und in dem gibt es regelmäßig Ausstellungen über das maritime Leben. Dann noch in Kombination mit den ganzen alten Schiffen, die in den Hafenbecken verteilt liegen – auch echte Exoten wie einen Getreidesauger – ist dieses Museum für Freunde der Seefahrt schon ein echtes Muss. Wenn man denn die Zeit hat…Kleine Info: der Eintritt für Erwachsene kostet aktuell (2018) 12,50 Euro und Kinder zwischen 4 und 15 Jahren zahlen 9 Euro. Montags ist das Museum geschlossen, Dienstag bis Samstag ist von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet, Sonntag und an den Feiertagen von 11:00 bis 17:00 Uhr.
Als ich jetzt über diese Pontonbrücke wollte, war sie gerade offen, weil ein alter Küstenfrachter, die Zeemeuve, sein neues Zuhause im Hafen gefunden hat. Das Manöver hat schon ein wenig gedauert, weil er mit zwei Schleppern gezogen und geschoben wurde. Aber Schlepperballett ist immer wieder schön anzuschauen. Als der Kahn dann sicher vertäut am Steg lag, ging es dann weiter auf direktem Weg in Richtung Erasmusbrücke.
Ich bin ganz begeistert von der Erasmusbrücke
Die Brücke ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Mit dem einzelnen asymetrischen Pylonen schaut sie aus wie ein Schwan, und deshalb heißt sie bei den Einwohnern auch nur „De Zwaan“. Von der Brücke hat man einen tollen Blick auf die Skyline von Rotterdams Innenstadt. Rechts der Brücke ist das Hotel New York, eines der wirklich alten Gebäude in Rotterdam. Das Hotel war früher die Hauptzentrale der Holland-America-Line, mit deren Schiffen damals unzählige Auswanderer nach Amerika verschifft wurden. Später dann waren in dem Gebäude die Emigranten untergebraucht, die auf Ihre Abfahrt warteten. Die HAL gibt’s auch heute noch und Rotterdam ist immer noch die europäische Zentrale.
Das Hotel New York ist heute ein recht teures 4-Sterne Hotel mit altem Charme. Mir persönlich wäre es etwas zu abgelegen, allerdings nur so lange, bis der nächste Kreuzfahrt-Dampfer anlegt. Zum Hotel gehört noch ein Restaurant/Café direkt am Wasser. Aber dort is(s)t man definitiv nicht allein. Und die Schattenplätze sind begrenzt. Für mich gab es nur noch den Platz in der Sonne. War allerdings keine Option…meine Bereitschaft, in der Sonne dahinzufließen, war nur bedingt vorhanden. Also gab’s keinen Lunch im Hotel New York, dafür aber im Restaurant um die Ecke. Und dort gab es dann sogar einen Tisch im Schatten.
Ach ja…vom Ende der Insel Kop van Zuid schaut man auf Katendrecht. Und dort liegt der ehemalige Luxusliner SS Rotterdam vor Anker. Er geht zwar nicht mehr auf große Fahrt, ist aber immer noch ein schwimmenden Luxushotel. Die Holländer und ihre Hausboote…
Rechts der Brücke in Kop van Zuid steht der höchste Wolkenkratzer der Niederlande: die Maastoren, Sitz der Firma Deloitte. Rechts an dem Hochhaus vorbei geht’s dann über eine kleine Brücke über den Spoorweghaven, einen ehemaligen Stückguthafen. Ein Hafenbecken weiter, im Binnenhaven, liegt das Yachthotel Christina Onassis. Das muss man gesehen haben. Die Yacht soll früher wirklich Christina Onassis gehört haben. Dazu gehört ein knallroter Ferrari und auf dem Hubschrauberlandeplatz steht tatsächlich ein kleiner Heli! Ob man mit dem Heli wirklich fliegen kann; ich hab keine Ahnung, der schaut schon echt klein aus. Vielleicht ist das Ding auch nur Deko, aber der Anblick hat schon etwas echt Dekadentes.
Die nächste Brücke, Koniginnebrug, ersetzt die ehemalige Eisenbahnhubbrücke De Hef, über die damals der Zugverkehr von Rotterdam nach Brüssel fuhr. Ursprünglich – im Jahr 1878 – war ja eine Drehbrücke konzipiert, aber aus Platzgründen nicht wirklich realisierbar. Zu dem Schluss kam man nach dem ein oder anderen Zusammenstoß von Schiff und Brücke. Danach – im Jahr 1927 – wurde sie zur Hubbrücke umgebaut. Und so finde ich sie auch echt spannend. Aber selbst als Hubbrücke birgt sie wohl einige Tücken, denn auch hier gab es Zusammenstöße. Und nach jedem Zwischenfall ist der Zugverkehr für Wochen unterbrochen. Daher wurde ein Tunnel gebaut und De Hef steht mittlerweile unter Denkmalschutz.
Und weil man von Brücken so eine schöne Sicht hat, geht es dann über die Willemsbrug zurück zum Hotel. Jede Brücke braucht ja wohl einen Spitznamen und so heißt diese hier „Golden Gate Bridge von Rotterdam“. Weil sie so schön rot ist. Ich find sie schön und hab sie auch auf diversen Fotos verewigt.
So, das war jetzt Rotterdam – Teil 2. In der Stadt ändert sich ständig etwas. Daher muss man eigentlich jedes Jahr mal für ein paar Tage vorbeifahren und schauen, welcher Wolkenkratzer mittlerweile fertig ist und mit welchem Projekt begonnen wurde. Hab ich also auf dem Plan für 2019.
Meine nächste Reise geht Ende August nach Paris. Falls Ihr noch Vorschläge habt, was ich unbedingt sehen muss oder irgendwelche Geheimtipps, die Ihr irgendwann mal entdeckt habt, lasst es mich wissen. Ich war schon seit gefühlten 100 Jahren nicht mehr in Paris ;-)