Ich war mal wieder in Innsbruck. Nach langer Zeit mal wieder. Und jetzt habe ich wirklich Gefallen an dieser Stadt gefunden. Da war ich nicht das letzte Mal…ich hab noch lang nicht alles gesehen.
Stadtführung durch Innsbruck
Der beste Weg, eine Stadt kennenzulernen, ist bei einer Stadtführung. Die ist in Innsbruck schon verhältnismäßig teuer (16 Euro pro Erwachsener, es gibt keinen Senioren-Rabatt, aber Kinder sind bis zu einem gewissen Alter frei). Diese hohen Preise kommen wahrscheinlich daher, dass Innsbruck generell vor allem in Sachen Miete sehr schnell sehr teuer georden ist. München ist ja schon immer teuer gewesen, aber in Innsbruck ist das Preisniveau wohl erst vor kurzem angestiegen.
Treffpunkt für die Stadtführung ist die Touristeninformation im Burggraben 3. Wir sind ein überschaubares Grüppchen, was aber wahrscheinlich dem Wochentag geschuldet ist: ein Donnerstag. Zum Einstieg gibt’s ein bisschen was über die Größe Innsbrucks und Tirols, über die Hassliebe mit Bayern und dann geht’s auch schon los.
Innsbrucks Regentin – Maria-Theresia
Innsbruck hat, wie andere Städte in Österreich auch, eine königliche Vergangenheit. Einst umgab die Stadt eine Stadtmauer mit stattlichen Stadttoren. Maria-Theresia, die sich selbst als ungekrönte Kaiserin betrachtete, empfand das aber alles viel zu melancholisch und düster und hat die komplette Stadt umgestaltet. Danach erinnerte nichts mehr an das mittelalterliche Innsbruck. Alle Tore sind weg!!! Sie hat sie einfach abgerissen und die Steine für andere Bauten wiederverwendet. Recycelt sozusagen. Und das, obwohl sie in ihrem Leben nur zweimal in Innsbruck war.
Eines der Tore fiel dem Bau der Triumphpforte (die heißt wirklich so…ich kann das Wort kaum aussprechen) zum Opfer. Dieser Bogen schaut aus wie ein antiker Triumphbogen, er ist aber bei weitem nicht so alt. Das abgerissene Stadttor war nicht imposant, nicht royal genug. Die Triumphpforte dagegen dann schon. Aber dazu später mehr.
Anders als man es sonst von Königs so kennt, hat Maria-Theresia aus Liebe geheiratet.Sie hat ungelogen 16 Kinder bekommen: 11 Töchter und 5 Söhne. Dabei sollte nach maximal 10 Kindern Schluss sein. Kam dann aber doch anders.
Und so sie war dementsprechend am Boden zerstört, als ihr geliebter Mann, Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt verstorben ist. Zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: während der Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog Leopold mit der spanischen Prinzessin Maria Ludovica. Das Hochzeitsfest dauerte zwei ganze Wochen und während einer Theateraufführung gegenüber der Hofburg wurde es dem Kaiser übel.
Er könnte sich gerade noch hinüber in die Hofburg schleppen und verstarb dann dort. Nach seinem Tod ließ Maria-Theresia den Raum in eine Kirche umbauen. Von dem Moment an trug sie auch nur noch schwarz.
Innsbruck Sehenswürdigkeiten
Triumphpforte
Die Triumphpforte wurde damals zur Hochzeit von Erzherzog Leopold mit seiner Maria Ludovica errichtet. Sie sollte damals die Hochzeitsgäste in Empfang nehmen. Aber es gibt eine fröhliche und eine traurige Seite. Die Südseite spiegelt die Hochzeit wieder, die Nordseite den Tod des Kaisers. Heute beginnt die Maria-Theresia-Straße an der Triumphpforte.
Wenn man so durch die Altstadt läuft, dann hängen an den Orten, wo früher ein Stadttor stand, Hinweistafeln mit einem Bild, wie das Tor früher ausgesehen hat plus einer Erklärung.
Die Altstadt an sich ist nicht sehr groß, aber ganz Innsbruck ist nicht groß. Vom Bahnhof zum Goldenen Dach lauft Ihr etwa 20 Minuten…maximal. Es ist echt nicht weit.
Rundgang durch die Hofburg
Die Hofburg ist ja eigentlich ein Gebäude aus dem Mittelalter. Im 15. Jahrhundert war sie fertig und das Zuhause von Kaiser Maximilian I. Aber sie war halt eher rustikal und nicht wirklich elegant. Oder royal. Also eher nicht royal. Und das gefiel Maria-Theresia bei ihrem ersten Besuch in Innsbruck so gar nicht. Also wurde die Hofburg gegen 1750 komplett umgestaltet. Und schaute danach aus wie ein weißes Rokoko-Schätzchen.
Die Prunkräume, allen voran der Riesensaal, sind tatsächlich im Maria-Theresianischen Stil eingerichtet. So einen Stil gibt es wirklich. Auf dem Rundgang durch die Räume seht Ihr auch Stühle in diesem Stil.
Der Riesensaal…er hat keinen besonderen Namen, sondern heißt Riesensaal, weil er wirklich riesig ist. Und er ist auch heute noch ein Festsaal, der regelmäßig genutzt wird. Das Besondere an diesem Saal ist, dass an den Wänden keine Urahnen oder Szenen besonderer Schlachten hängen. Nein, an allen Wänden hängt die Familie von Maria-Theresia. Alle Kinder, ihr Mann, sie selbst.
Übrigens hat sie versucht, alle Kinder gut zu verheiraten. Das gelang mal weniger gut, mal besser. Eine Tochter wurde mit dem französischen König Ludwig XVI verheiratet und gelangte als Marie Antoinette zu (zweifelhaftem) Weltruhm.
Außerdem könnt Ihr durch die Kaiserappartments schlendern. Das sind Räume, die für Kaiserin Sisi eingerichtet wurden. Die sind mit einem uralten Teppich ausgelegt, auf den man auf gar keinen Fall treten darf. Never!!! Und da es sich bei der Hofburg ja um ein Museum handelt, darf man auch alles andere nicht anfassen. Schon gar keine Ausstellungsstücke. Treppengeländer aber schon.
Aktuell bezahlt man für die Besichtigung der Hofburg – ohne weitere Ausstellungen – 9,50 Euro. Für den Fall, dass Ihr im Winter nach Innsbruck fahrt…lasst die Jacke an. Der Kasten wird nicht geheizt. Es ist ziemlich kalt drinnen. Ich habe sogar mit Jacke gefroren. Nichts desto trotz könnt Ihr die Jacken natürlich an der Garderobe abgeben. Dann aber nicht jammern, wenn’s kalt wird.
Fotos machen ist nicht drin. Noch nicht mal ohne Blitz. Wenn Ihr erwischt werdet gibt’s Ärger. No photos…it’s not allowed to take photos…!!! Böse, böse.
Das Adeligen Damenstift in der Innsbrucker Hofburg
Maria-Theresia hat dann auch ein Adeligen Damenstift gegründet. Untergebracht in einem Anbau der Hofburg. Wenn man dort beitreten wollte, musste man gewisse Kriterien erfüllen. Auf jeden Fall musste man eine von und zu sein. Und unverheiratet, weil das Stift dazu gedacht war, unverheirateten adeligen Damen ein Zuhause zu geben. Außerdem mussten auch mehrere adelige Ahnen vorgewiesen werden. Dazu mussten die Damen mindestens 24 Jahre alt sein und natürlich katholisch.
Und Ihr glaubt es nicht, aber auch heute leben noch zwei adelige Damen dort in der Hofburg. Die müssen dann ein paar Mal am Tag beten, aber sehr viel mehr ist es nicht. Und dafür können sie dann umsonst in der Hofburg wohnen. In der Hofburg! Da wo der Kaiser früher ein- und ausgegangen ist.
Sehenswert in Innsbruck: die Hofkirche
Direkt nebenan ist die Hofkirche. Es gibt leider keinen direkten Zugang von der Hofburg. Um Euch also die Hofkirche anzuschauen, müsst Ihr einmal über die Straße. Umsonst ist aber auch die Hofkirche nicht. Ihr müsst 7 Euro Eintritt zahlen. Der Eingang zur Kirche ist im angeschlossenen Museum. Wenn Ihr die Ausstellungen im Museum auch noch sehen möchtet, müsst Ihr natürlich ein bißchen mehr zahlen.
Vom Eingang geht’s erstmal in den Kreuzgang und dann in die Kirche. Und die ist wirklich schön. Nicht so komplett überladen, wie man es bei Königs und Kaisers erwarten würde. Mit schönen Marmor-Säulen, absolut unaufdringlich.
In der Mitte der Kirche steht das Grabmal Kaiser Maximilian I. Die Hofkirche wurde quasi nur für das Grab gebaut. Und dann liegt er dort noch nicht mal, sondern ist in Wien begraben.
Ich kann mich noch gut an die Bronze-Statuen erinnern. Diese 28 Herren sind die „Trauergäste“, die das Grab des Kaisers bewachen. Anfassen ist (eigentlich) verboten. Bei dem einen „Herrn“ bin ich da aber nicht ganz so sicher. Das schaut aus, als hätten dem schon ganz viele unter den Rock gefasst.
Innsbruck Highlight – das Goldene Dach
Dann gibt’s da noch das Goldene Dach. Oder das Goldene Dachl, wie der Österreicher sagt. Wir haben noch ein anderes goldenes Dach gefunden, das sich allerdings als Fake herausgestellt hat. Das Hardrock Café ist nicht das berühmte goldene Dach. Um zum echten Goldenen Dach zu kommen, müsst Ihr die Fußgängerzone noch ein paar Schritte weitergehen und dann lauft Ihr quasi direkt drauf zu.
Das Goldene Dachl ist ja quasi DAS Highlight in Innsbruck. Jeder muss es mal gesehen haben. Dabei ist es – einfach ausgedrückt – nur ein Erker mit über 2.000 vergoldeten Dachschindeln drauf. Ok, der Erker ist jetzt auch schon über 500 Jahre alt. Der Zweck dieses Erkers damals: Kaiser Maximilian ließ es sich gut gehen und hat auf dem Balkon gesessen und sich das Treiben in seiner Stadt angeschaut. Der Zweck heute: anschauen.
Im Haus selbst ist heute ein Museum mit Ausstellungen über das Leben von Kaiser Maximilian.
Direkt um die Ecke liegt das Café Munding und dieses Café ist sogar ein Halt der Stadtführung. Wir sind leider nicht eingekehrt (und es war doch so kalt), aber wenn es warm ist, dann man dort ganz nett sitzen und unter anderem selbstgemachten Eistee trinken. Lecker! Unsere Tour-Guide hat uns dann die erste mechanisch betriebene Teigrühr-Maschine aus dem Jahr 1850 gezeigt. Die steht dort nämlich im Schaufenster. Es hat schon ein bisschen was von unserem heutigen Mixer, ist nur ein wenig größer.
Was gibt es noch in Innsbruck?
Ihr könnt Euch einfach durch die Gassen der Altstadt treiben lassen. Oder auf den Stadtturm klettern. Oder Ihr schaut Euch die architektonisch gelungenen Stationen der Bergiesel Schanze an. Da ist natürlich die Hölle los, wenn Skispringen ist, aber Ihr könnt auch hoch, wenn keine Veranstaltung ist. Dann könnt Ihr vom futuristischen Turm mit Restaurant die Aussicht auf Innsbruck genießen.
Uns hat die Zeit leider nicht gereicht, zudem war auch gerade Vierschanzen-Tournee; wir wären ohne Ticket wahrscheinlich eh nicht raufgekommen. Aber ich muss mir diese architektonische Meisterleistung irgendwann noch mal ansehen. Wenn es wärmer ist…
Wie kommt Ihr nach Innsbruck?
Der spektakuläre Anflug auf den Flughafen
Die Innsbrucker lieben ihren Flughafen. Und der ist durch die Nähe der Berge so besonders, dass die Piloten, die dort landen, eine Zusatzausbildung machen müssen. So hatte unsere Stadtführerin jedesmal einen verklärten Blick, wenn wieder ein Flugzeug knapp oberhalb der Schornsteine vorbeifliegt.
Wir haben einige Flugzeuge beim spektakulären Landeanflug gesehen. Ihr kommt also mit dem Flieger nach Innsbruck. Leider von München aus eher nicht. Und wenn dann nur über teure Umwege wie Wien oder Frankfurt. Wahrscheinlich aber ist die Entfernung München – Innsbruck viel zu kurz, als dass sich ein Flug lohnen würde.
Mit dem Auto oder dem Zug
Von München sind es mit dem Auto gerade mal knappe 2 Stunden. Ihr müsst dann aber bedenken, dass Ihr die Vignette braucht, streckenweise nicht alleine auf der Autobahn seid und das Auto in Innsbruck ja auch irgendwo lassen müsst. Parken ist ganz schön teuer in Innsbruck.
Wir sind mit dem Zug angereist. Von München fährt ein Bummelzug, der zwar nur ein Appel und ein Ei kostet, aber etwa 3 Stunden braucht. Der Halt an jeder Milchkanne macht nur Sinn, wenn man einige Tage vor Ort verbringen möchte. Wer aber morgens hinfährt und abends dann wieder zurück, der sollte den flotteren EuroCity nehmen.
Es fährt leider kein ICE nach Innsbruck. Also nicht von München. Schade. Aber der EC geht für die 1:44 auch. Ich würde aber empfehlen, unbedingt Plätze zu reservieren. Das erspart Euch die Sucherei nach freien Plätzen. Vor allem, wenn Ihr nicht alleine unterwegs seid.
Zum Schluss noch mal eines meiner persönlichen Highlights in Innsbruck: der Inn. Ihr steht da am Ufer und schaut auf herrlich bunte Häuser. Vorne Wasser, hinten Berge…das hat was.